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CTH 456.4.1

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 456.4.1 (TX 01.12.2015, TRde 24.08.2015)



§ 1
1
--
[]
1
A
Vs. 1 []x x
2
--
nu ÉMEŠ[ … … -i]š [(-)]iyazi
2
A
Vs. 1 nu ÉMEŠ[1] Vs. I 2 [x-i]š [ ca. 3 Zeichen (-)]⸢i⸣-ia-⸢zi⸣
3
--
3
A1
4
--
4
A1
5
--
5
A
6
--
6
A
7
--
7
A
8
--
8
A
9
--
9
A
10
--
[]
10
A
Vs. 9 x[]
11
--
11
A
12
--
12
A
13
--
13
A
14
--
14
A
Vs. 12 nu a-pé-e-ia an-da wa-a[r-]
15
--
15
A
Vs. 12 [] Vs. 13 an-da iš-ḫu-u-wa-an-zi
16
--
16
A
17
--
[] EGIR-an wēḫzi
17
A
Vs. 13 x[7] Vs. 14 EGIR-an {Ras.} ú-e-eḫ-zi
18
--
18
A
19
--
19
A
20
--
20
A
21
--
21
A
Vs. 16 na[m-ma]
21
B
Vs.? 2' [-]⸢da⸣ []
22
--
22
A
22
B
Vs.? 2' [ka]r-pí-i[š] Vs.? 3' [-i]m?-ma-a[š]
23
--
23
A
23
B
Vs.? 4' [-w]a-ra-a[n]
24
--
24
A
24
B
Vs.? 5' [-z]i-pa-aš []
25
--
25
A
25
B
Vs.? 6' [-w]a-⸢ra⸣-an []
26
--
26
A
26
B
Vs.? 7' []a-aš-wa-ra-⸢an⸣ [] ¬¬¬
§ 1
1 -- [Wenn … ],
2 -- Er die Gebäude [oder die inneren Räume … ]-t.
3 -- Jene Gebäude od[er (jene) inneren Räume … ]
4 -- Sie kratzen jene[s Hol]z ab.
5 -- Un[d w]elches Holz(stück) sie an die Wand schlagen,
6 -- schütten sie hinab.
7 -- Drinnen [(…)] hobeln sie die Balken der Türschwelle (und) das Holz der Türrahmen1 ab2;
8 -- auch in den inneren Zimmern hobeln sie alle [Bal]ken und (alle) Fenster(rahmen) ab;
9 -- … [ … ] kratzen sie weiter den Putz überall3 ab.
10 -- [ … ]
11 -- (und) sie bringen es4 zum Tor hinaus.
12 -- Drauße[n … ] den Verputz der Wand5, den sie abgekrat[zt haben]
13 -- (und) von der Wand abgehobelt haben,
14 -- diese auch sammeln6,
15 -- [in eine(n)/(s) … ] hineinschütten.
16 -- (und) behalten es draußen7.
17 -- … [ … ] dreht sich um.
18 -- Er hä[lt] auch ein blutrotes Schaffell,
19 -- [dann] schlägt er wiederholt die Wände (und) die Böden [der Gebäude] und (ihrer) inneren Räume mi[t einem/einer … ];
20 -- auch eine (mündliche) Botschaft8 läßt er ständig los.
21 -- Fe[rner spricht/sagt er:]
22 -- „Was in diesen Häusern (ist): des Wettergottes Zorn, Furcht, Donner, Blitz,
23 -- dana[ch (aber)] soll ih[n9] der ḫuimma- loslassen!
24 -- Unten aber soll der Balken des Fußbo[dens]10 ihn loslassen!
25 -- Der/die/das warduli-11 des Herdes soll ihn loslassen!
26 -- Die Schwelle der Innentür12 soll ihn loslassen!“
Boysan-Dietrich 1987, 122: ÉMEŠ [ŠÀ ␣␣].
Ergänzungsvorschlag nach Held 1957, 45 (ex. 223). Boysan-Dietrich 1987, 122: [k]u?-it-ta i[m!?-m]a ku-it.
So nach CHD P, 396b und HW2 Ḫ, 420b. Boysan-Dietrich 1987, 122 und Tanaka T. 2008a, 740: da-[pí-ya-an-tu-uš].
In der Literatur findet man unterschiedliche Ergänzungsvorschläge für diese Lücke: Goetze – Sturtevant 1938, 66 und Boysan-Dietrich 1987, 9, 122: a[n-dur-zi-ya-aš ku-ut-ta-aš]; CHD P, 110a: a[n-dur-zi-ya-ma?-kán? ku-ut-ta-aš]; CHD P, 396b : a[n-dur-zi-ya-kán? ]; Tanaka T. 2008a, 740: a[n-dur-zi-ya-aš … ]. Es scheint aber klar, dass die Ergänzung andurzi=ya eine Wiederholung wäre, weil dieses Adverb schon in Vs. 5 vorkommt. Die actio stattfindet schon im Inneren des Gebäudes statt und es ist nicht nötig, das wieder hervorzuheben. Auch wenn ein alternativer Vorschlag leider nicht möglich ist, kann man evtl. das Vorkommen eines Adverbs alternativ zu andurza vermuten.
Boysan-Dietrich 1987, 123 ergänzt na-at??. HW2 Ḫ, 420b: [n=at=kan].
Boysan-Dietrich 1987, 123: na-at-kán?.
Boysan-Dietrich 1987, 123: L[Ú DU]. Nach Fotokollation sind vor der Lücke ein Winkelhaken und evtl. ein waagerechter Keil zu sehen, deshalb ist dieser Ergänzungsvorschlag auszuschließen. Jedoch scheint es gut möglich, dass das Subjekt dieser und der folgenden Sätze der Mann des Wettergottes ist. Deshalb ist sein Name weiter in dieser Lücke zu ergänzen.
HW2, 648b ergänzt [kartimmiyaz? naḫšaraz?].
Besser als EGIR-an (vgl. Boysan-Dietrich N. 1987a, 123 und HW2 Ḫ, 648b), weil eine Übersetzung „hinten“ hier nicht zu passen scheint.
Nach Boysan-Dietrich N. 1987a, 123 Anm. 51. Diese Lesung ist auch durch Fotokollation bestätigt. Wenn man jedoch kattan als Lokaladverb interpretieren will, wie in Boysan-Dietrich N. 1987a, 124: „hinab“, scheint eine Lesung GIŠ.ÙR „Balken, Dachbalken“) anhand des Kontext schwer möglich, weil die Dachbalken sich nicht im unteren Teil des Gebäudes befinden können. Eine Auslegung von kattan als Modaladverb löst das Problem aus.
HW2 A, 251a: GIŠkattaluzziya[z? tarnau].
1
Die Bedeutung des Substantivs ḫanza(n)- ist noch umstritten. Die hier vorgeschlagene Übersetzung folgt HW2 Ḫ, 420b. Dazu vgl. Tanaka T. 2008a, 739ff., der ḫanza(n)- als „a very specific kind of beam, namely, the beam of a warp-weighted loom, to which the warp was attached“ bezeichnet (vgl. S. 742.). In dem spezifischen Kontext von KUB 7.13 würde ḫanza(n)- „a type of horizontal wooden beam“ andeuten (vgl. S. 744).
⑄Für die Übersetzung „das Holz der Türrahmen“ vgl. Rieken 1999, 392 Anm. 1978: „GIŠḫanza und GIŠ-ru stehen vermutlich im Verhältnis einer partitivischen Apposition zueinander“.
2
Für die Übersetzung dieses Satzes vgl. HW2 Ḫ, 420b. Zur Bedeutung des Verbs (arḫa) ḫašḫaš- vgl. auch Košak S. 1982a, 212 („to polish, to finish“), Haas V. 1986d, 31 mit Anm. 2 („abschaben“).
3
Für kuwapitta parā vgl. CHD P, 128 (sub 10).
4
Dieses Objekt wird vermutlich in der Lücke am Ende der Vs. 9 (kolon 10) erwähnt.
5
Die Übersetzung folgt der Annahme einer Genitivverbindung; anders Boysan-Dietrich 1987, 124: „Draußen [aber … ] den Verputz, den sie an den Wänden abgekratzt haben“ und HW2 Ḫ, 420b: „Der Putz, den sie von den Wänden abgekratzt haben“.
6
Anhand der Zeichenreste vor der Lücke (deutlich zu sehen sind nur ein Winkelhaken und evtl. Spuren eines zweiten Zeichens) sind in Vs. 12 zwei Ergänzungen möglich:
⑄1) anda wa[hnuwanzi] (so nach Goetze – Sturtevant 1938, 67 und Boysan-Dietrich 1987, 123): die Grundbedeutung des Verbs „hineinschwenken“ ist auszuschließen, weil sie nicht zum Kontext passt. Tatsächlich kann arḫa waḫnu- auch „umwickeln; umschließen“ o.ä. bedeuten, was die Übersetzung „zusammentragen“ in Boysan-Dietrich 1987, 124 zu intendieren scheint. Jedoch wird diese Bedeutung des Verbs nur in historischen Texten verwendet, um auf die Einkreisung oder die Belagerung einer Stadt hinzudeuten: vgl. z.B. KBo 5.6 Vs. II 18 (CTH 40.IV.1.A), KBo 3.4 + Vs. II 64 (CTH 61.I.A) KBo 4.4+ Vs. II 18, 23 (CTH 61.II.5.B), usw.
⑄2) anda wa[rpiyanzi]: warpiyanzi wäre eine Form des Verbs warpai- „umzingeln, begrenzen“. Wie Hoffner H.A. 1977a, 107 bewiesen hat, ist dieses Verb nicht mit warp- „waschen, baden“ zu verwechseln, das in diesem Kontext nicht zu erwarten ist. Dagegen verbindet Hoffner das Verb mit dem Ausdruck warpa dai-/tiya- „umzingeln“ (zu warpa- „Umzäunung“ o.ä.) und vermutet, dass „it describes winding cord about something or enclosing as in a net or snare“. In den betreffenden Zeilen von KUB 7.13 wird der Staub und Abfall beschrieben, der durch das Abkratzen und Abhobeln des Verputzes aus der Mauer entstanden und zu entsorgen ist. In solchem Kontext könnte der Ausdruck anda warpiyanzi darauf hindeuten, dass diese Abfallprodukte auf einer Art Folie oder Plane gesammelt werden, die unten an der Mauer ausgebreitet ist. Die Unterlage wird dann ähnlich wie ein Netz ausgebreitet, um gebraucht werden zu können.
⑄Evtl. kann dieser Ansatz durch den Ausdruck anda išḫuwanzi „hineinschütten“ im folgenden kolon bestätigt werden. Objekte des Verbs (anda) išḫuwai- sind unter anderem vorher zerbröckelte Substanzen (meistens Brot) und das könnte an die Abfallprodukte der Entfernung des Verputzes erinnern, die durch die Abbröckelung des beschädigten Verputzes selbst entstehen. Leider ist das Objekt von anda išḫuwanzi in der Lücke am Ende der Vs. 12 verloren gegangen, sodass unklar bleibt, wo der zerbröckelte Verputz entsorgt wird.
7
Der aus dem Abkratzen des Verputzes entstandene Schutt muss natürlich außerhalb des Gebäudes bleiben.
8
So nach HW2 Ḫ, 648b. Boysan-Dietrich N. 1987a, 124: „(magische) Botschaft“.
9
Das enklitische Pronomen -an vertritt grammatikalisch den „Zorn“, inhaltlich aber alle zuvor genannten Eigenschaften des Wettergottes (ŠA DU).
Pace Boysan-Dietrich N. 1987a und HW2 Ḫ, 648a werden die Substantive hier und in den folgenden zwei kola als regens-rectum-Konstruktion aufgefasst. So ist denn auch die Verbalform der 3. Prs. Sg. Imp. tarnau anstelle einer 3. Prs. Pl. zu erklären.
In diesem Fall ist warduli- wahrscheinlich nicht die in dem Allī-Ritual (CTH 402) belegte pflanzliche Substanz (vgl. Haas V. 2003A, 250), sondern ein Teil des Herdes. Vgl. KBo 13.94, 13' (CTH 412) als ein weiteres Beispiel (leider in fragmentarischem Kontext), das warduli- zusammen mit GUNNI belegt.
Zur Bedeutung von araša- vgl. Puhvel HED A, 128-129. Anders Boysan-Dietrich N. 1987a, 114-115 und 125-127 (etwa „Türleibung“). Für ein weiteres Beispiel einer regens-rectum-Verbindung der Begriffe Tür und GIŠkattaluzzi vgl. KBo 4.2 Vs. I 35 (CTH 398): [K]Á-aš GIŠkat-ta-lu-uz-zi.

Editio ultima: Textus 01.12.2015; Traductionis 24.08.2015